Newsletter Tierarztpraxis Kleen 21.06.2007
Liebe Tierfreunde,
heute möchten wir Ihnen Informationen zu folgenden Themen geben:
(1) Das sommerliche Grannenproblem
(2) Mein Tier juckt sich - Grasmilben und Eichenprozessionsspinner
(3) Wildtier gefunden - was tun?
(4) Vorsorgeuntersuchung - Modeerscheinung oder sinnvoll?
Einige dieser Themen sind sehr umfangreich, daher werden wir hier nur kürzere Artikel darüber veröffentlichen. Wenn Sie mehr über ein spezielles
Thema erfahren möchten, stehen wir Ihnen gerne mit vielen Informationen beratend zur Seite - sprechen Sie uns bitte darauf an.
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(1) Das sommerliche Grannenproblem
Was sind Grannen? Eine Granne ist ein borsten- oder fadenförmiger, gewöhnlich etwas starrer Fortsatz an dem Ende oder auf dem Rücken einer
Pflanze, findet sich beispielsweise an den Spelzen vieler Gräser.
Beim Spazierengehen mit dem Hund finden diese Grannen ihren Weg häufig in die Ohren und Augen unserer Hunde und schieben sich häufig sogar in die
Unterhaut im Zwischenzehenbereich. Überall wirken sie als aggressiver Fremdkörper und führen zu heftigen schmerzhaften Entzündungen. Durch die
Widerhaken an den Grannen lassen sich diese nicht einfach und schon gar nicht schmerzfrei entfernen.
WIE ERKENNT MAN, OB EINE GRANNE ALS FREMDKÖRPER IM OHR SITZT?
Das Tier schüttelt nach einem Spaziergang heftigst mit den Ohren und lässt das betroffene Ohr meistens nach unten hängen. Versucht man das Ohr zu
untersuchen, schreit das Tier auf oder versucht sich vehement zu wehren. Denn meistens rutschen die Grannen direkt vor das Trommelfell und
verhaken sich dort. Sehen kann man den Fremdkörper ohne Hilfe eines Otoskops in der Regel nicht, da er normalerweise schon zu tief im Ohr
positioniert ist.
Dieser Fremdkörper sollte möglichst schnell vom Tierarzt entfernt werden bevor die Granne das Trommelfell verletzt. Dafür muss Ihr Tier häufig
kurz sediert werden, denn das Ohr ist so schmerzhaft, dass eine Behandlung im wachen Zustand (trotz heute gottlob immer mehr verbreiteter
tierorientierter und stressfreier Behandlungsmethoden) kaum möglich ist und sogar durch die Abwehrbewegungen das Trommelfell verletzt werden kann.
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Hund eine Granne im Ohr hat, sollte der Hund möglichst nüchtern baldmöglichst dem Tierarzt vorgestellt werden.
WENN DIE GRANNE IM AUGE SITZT
Plötzliches Augenkneifen mit starkem eitrigem Ausfluss schon nach kurzer Zeit und hochgradiger Schwellung können auf einen Fremdkörper in Form
einer Granne hinweisen. Da die Granne leicht hinter das Auge rutscht und sich dort festhakt, kann man häufig auch bei näherer Betrachtung nichts
erkennen. Sollten Sie sich nicht sicher sein, konsultieren Sie baldmöglichst Ihren Tierarzt, da die scharfen Grannenhärchen schlimme Verletzungen
im Auge herbeiführen, die schlimmstenfalls bis zum Verlust des Auges führen können.
WENN DIE GRANNE IN DER PFOTE SITZT
Sehr häufig werden zurzeit Hunde vorgestellt, die eine Granne im Zwischenzehenbereich der Pfote haben. Diese schiebt sich häufig durch die weiche
Haut in die tieferen Hautschichten hinein und bewirkt dort eine schmerzhafte Entzündung. Oft fällt den Besitzern ein plötzliches starkes
Interesse ihres Hundes an einer der Pfoten auf und der Hund leckt stundenlang an der Eintrittstelle der Granne. Man sieht häufig nur eine kleine
rote Stelle und im weiteren Verlauf fängt die Eintrittstelle heftig an zu eitern oder es bildet sich eine große Beule, unter der sich Eiter
gebildet hat. Auch diese Verletzungen müssen bald vom Haustierarzt behandelt werden, da die Granne sonst sehr weit hoch wandern und dann auf
jeden Fall nur noch operativ entfernt werden kann.
Bei Verdacht einer Fremdkörperverletzung durch eine Granne sollten Sie baldmöglichst Ihren Tierarzt konsultieren, damit keine schlimmeren Schäden
auftreten.
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(2) MEIN TIER JUCKT SICH - GRASMILBEN UND EICHENPROZESSIONSSPINNER
Im Moment haben wir sehr hohe Aktivitäten bei Grasmilben und den Eichenprozessionsspinnern (eine Raupenart). Beide Insekten führen zu Hautrötungen
bei Mensch und Tier. Grasmilbenekzeme sind meistens nach Spazieren im Gras bei den Tieren an der Bauchunterseite, Achselhöhle und
Zehenzwischenräumen zu finden. Oft bekommt der Besitzer ähnliche Ekzeme an den Füssen und Unterarmen nach dem Spaziergang bzw. beim Kuscheln mit
dem Tier. Das Tier kann mit speziellen Spot-On-Medikamenten gegen Milbenbefall geschützt werden.
Die Eichenprozessionsspinner sind Raupen, die seit einigen Jahren als Schädlinge über unsere Wälder herfallen. Die Haare (Brennhaare) dieser
Raupen brechen leicht ab und werden durch den Wind verteilt. Dabei dringen sie in die Haut von Mensch und Tier ein und verursachen eine
allergische Reaktion. Davor schützen kann man sich leider nicht. Man sollte in Gefährdungsgebieten besonders bei Waldspaziergängen lange Hosen
und leichte Pullover oder Jacken tragen, um nicht direkt mit den Stacheln in Kontakt zu kommen. Diese Schutzmaßnahmen stellen im übrigen auch
gleichzeitig einen effektiven Zeckenschutz dar. Gegen den Ausschlag kann man Antihistaminika und Salben benutzen. Sollten Sie in Ihrem Garten
solche Raupennester finden, entfernen Sie diese bitte nicht auf eigene Faust, sondern melden Sie diese der Feuerwehr.
Bei weitergehenden Fragen wenden Sie sich gerne an unsere Praxis, wir stehen Ihnen gerne mit einer umfassenden Beratung zur Seite.
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(3) WILDTIER GEFUNDEN - WAS TUN?
Im Moment werden wieder vermehrt Wildtierbabys gefunden. Wir möchten an dieser Stelle eine kleine Hilfe geben, was man beachten muss und wie man
sich verhalten sollte.
Sind diese Wildtierbabys nicht gefährdet bzw. verletzt, sollte man die Tiere zunächst an dem Fundort belassen und auf gar keinen Fall anfassen.
Vogelbabys werden häufig von der Mutter beobachtet und sobald die Gefahr (meistens der Mensch, also auch evtl. der Finder) verschwunden ist,
werden sie von den Elterntieren „abgeholt“.
Sollte durch eine Strasse oder zum Beispiel einer lauernden Katze Gefahr in Verzug sein, sollte man das Tier vorsichtig aufnehmen und wenn es
unverletzt ist zum nächsten Tierheim bringen. Die meisten Tierheime haben sich dem Problem angenommen und sind wahre Tierbaby-Aufziehspezialisten.
Sollten Sie unsicher sein, können Sie auch Ihren Tierarzt kontaktieren, er wird Ihnen Erste-Hilfe-Maßnahmen inkl. Fütterung erklären können oder
wird sich bei einem verletzten Tier sicherlich widmen. Auch im Internet findet man gute Aufklärung, wie man sich verhalten sollte:
z.B. www.wildvogelhilfe.org oder www.feldhasen.de.
Sollten Sie ein KANINCHENBABY finden, schauen Sie erstmal nach ob es schwarze Ohrenspitzen hat, wenn diese nämlich vorhanden sind, ist es ein
Feldhasenbaby und diese werden immer von der Mutter an einem geschützten Ort für lange Zeit alleine gelassen. Sollte also keine Gefahr in Verzug
sein, dass dem Baby das Leben kosten könnte, lassen Sie es bitte sitzen. Feldhasenbabys wie auch Wildkaninchenbabys sind sehr schwer aufzuziehen
und sterben oft in menschlicher Obhut.
Was ist zu beachten wenn man ein ERWACHSENES WILDTIER gefunden hat?
RAUBVÖGEL können zuweilen hilflos nach einem Unfall am Boden sitzen. Bitte packen Sie diese nicht mit bloßen Händen an, da sie auch jetzt noch
zuhacken oder Ihnen mit ihren krallenbewehrten Füssen schmerzhafte Verletzungen zufügen können. Raubvögel werden von uns nach erfolgreicher
Behandlung in die Hände des Naturschutzbundes gegeben.
Sollten Sie FLEDERMÄUSE oder andere kleine Raubtiere wie MARDER finden, schützen Sie sich bitte auch mit einem Handtuch oder festen
Lederhandschuhen vor Bissverletzungen. Unsere Raubtiere sind in Deutschland mitverantwortlich für die Übertragung der Wildtollwut und Sie können
durch einen Biss oder Kratzer angesteckt werden. Wildtollwut verläuft auch beim Menschen ohne sofortige Impfung TÖDLICH!!
Fledermäuse waren neben dem Fuchs die Haupttollwutträger in den letzten Jahren. Daher bitte immer beachten: Ihre Gesundheit geht noch vor dem
Tierschutz. Man soll helfen, jedoch mit Überlegung und Sachverstand und man muss sich immer dabei vor eigenen Verletzungen schützen!
Sollte das Wildtier in irgendeiner Weise verletzt sein, sollte das Tier dem Tierarzt vorgestellt werden.
Unsere Praxis versorgt ganz bewusst aus ethischen und tierschützerischen Gründen Wildtiere im Rahmen unserer Möglichkeiten nach alter Tradition
und nach dem Berufs- und Standesrecht, das den Tierärzten Ihre Verantwortung als „berufene Schützer der Tiere“ auf die Fahnen schreibt,
soweit kostenlos. Für eine Spende sind wir natürlich immer dankbar, damit evtl. die Medikamentenkosten gedeckt sind.
Kann man die verletzten Wildtiere nach Heilung wieder auswildern? Ältere Tiere kann man immer wieder gut dort auswildern wo sie gefunden wurden
oder wenn der Ort zu gefährlich ist, auch an anderen geeigneten Stellen. Jungtiere müssen häufig durch Aufzuchtstationen an das Wildtierleben
gewöhnt werden, aber auch diese sollten immer ausgewildert werden, es sei denn sie waren so schwer verletzt, dass sie in der freien Natur
niemals überleben würden. Solche Tiere übergeben wir in die Obhut von Spezialisten, die ein artgerechtes Gehege für die Tiere bieten können,
so dass sie in der Gefangenschaft nicht leiden müssen.
Sollten Sie weitergehende Fragen zu diesem Thema haben, stehen wir Ihnen gerne mit einer eingehenden Beratung zur Seite.
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(4) VORSORGEUNTERSUCHUNG - MODEERSCHEINUNG ODER SINNVOLL?
Vorsorgeuntersuchungen kennen wir von uns selbst. Diese werden bereits bei Kindern durchgeführt und ziehen sich durch unser ganzes Leben.
Auch bei Tieren ist eine Vorsorgeuntersuchung wichtig. Bei einer Impfung wird ein Tier idealerweise und wie es sich gehört immer vor der
Impfspritze komplett untersucht. Es wird genau angeschaut, abgehört und abgetastet. Allerdings können bestimmte Krankheiten nur bei
eingehenderen Maßnahmen wie z.B. einer Blutuntersuchung festgestellt werden. Wir bieten daher unseren Patientenbesitzern verschiedene Programme an:
(4.1) Welpen-Vorsorgeprogramm
Außer den Impfungen in der achten, zwölften und sechzehnten Woche, wo natürlich standardmäßig immer der gesamte Hund bzw. die gesamte Katze
untersucht wird, bieten wir eine Kontrolluntersuchung im Alter von 5-6 Monaten an, wobei besonderes Augenmerk auf die Zähne gelegt wird
(die bleibenden Zähne kommen mit 5-6 Monaten durch), dabei wird auf Zahnfehlstellungen, retinierten Zähnen (bleibende Zähne, die nicht richtig
durchkommen) sowie das Zahnfleisch geachtet.
Außerdem wird dann bei dem Hund auf das Wachstumsverhalten geachtet sowie auf den Bewegungsablauf, der schon im Jugendalter des Hundes
Rückschlüsse auf evtl. Fehlstellungen und Problempunkte im Bewegungsapparat geben kann. Bei Katzen müssen in der Regel nur spezielle Rassen
diesbezüglich begutachtet werden, da hier Anomalien im Bewegungsapparat ansonsten selten sind.
Weiterhin beenden Verhaltensberatung und eine fachlich fundierte und ausführliche Ernährungsberatung diese Untersuchung. Im ersten Lebensjahr
werden eine kleine Blutuntersuchung sowie ein Differentialblutbild empfohlen, um evtl. genetische Organdispositionen auszuschließen.
(4.2) Vorsorgeprogramm für Hunde und Katzen im erwachsenen Alter
Es hat sich als sinnvoll erwiesen, auch erwachsene Tiere zumindest alle 1-2 Jahre komplett untersuchen zu lassen, dieses wird normalerweise bei
einer Impfuntersuchung durchgeführt. Weiterführende Untersuchungen wie z.B. Röntgen, EKG oder großes Blutbild wird bei Bedarf und Auffälligkeiten
empfohlen.
Das kleine Blutbild sollte jedoch auch wie beim Menschen mittlerweile üblich alle 1-2 Jahre zur Überwachung der Organfunktionen durchgeführt
werden, da grade Organschäden der Niere, Leber und der Bauchspeicheldrüse oft sonst erst spät erkannt werden, nämlich dann wenn der Schaden schon
so groß ist, dass nur noch eine lebenslange Therapie dem Tier helfen kann.
(4.3) Geriatrisches Vorsorgeprogramm
Hier wird im verstärkten Maße die Organkontrolle fortgeführt. Es wird empfohlen regelmäßig alle 6-12 Monate zumindest ein kleines Blutbild
machen zu lassen, um frühzeitig Organprobleme aufzudecken und behandeln zu können. In vielen Fällen kann durch Homöopathie und auch Akupunktur
das betreffende Organ soweit gestärkt werden, dass keine Beschwerden auftreten.
Auch regelmäßige Zahnkontrolle sowie Überwachung des Bewegungsapparates und der Nahrungsaufnahme ist unerlässlich. Unsere Tiere haben oft
dieselben Zipperlein wie der Mensch. Viele Tiere haben Rückenbeschwerden, Zahn- und Kieferbeschwerden, sowie Arthrosen in den Gliedmaßen.
Das Tier kann wesentlich mehr Schmerzen aushalten als der Mensch und zeigt die Schmerzen nicht bzw. der Mensch erkennt die Anzeichen nicht.
Bis also ein Tier humpelt, erträgt es so viel Schmerzen, dass wir selbst längst nicht mehr laufen könnten. Hier können wir je nach Diagnose
durch spezielle Medikamente, Physiotherapie und/oder Akupunktur bzw. bei den Zähnen durch schonende Zahnreinigung optimal helfen.
Des Weiteren wird bei den älteren Vierbeinern „im Rentenalter“ besonderes Augenmerk auf das Herz gelegt und dieses wird regelmäßig kontrolliert.
Bei Herzbeschwerden können wir durch Auskultation, Röntgen und EKG bereits eine genaue Diagnose stellen, um Ihr Tier mit Medikamenten optimal
einzustellen, denn gerade ältere Tiere benötigen hier ein spezielles Fachwissen des Tierarztes, da die Dosierung und Medikamentenwahl nicht
pauschal, sondern sehr individuell abgestimmt werden muss. In speziellen Fällen kann es sein, dass das Herz bei einem Herzspezialisten per
Ultraschall genau untersucht werden muss.
Ältere Tiere haben einen anderen Stoffwechsel, daher bieten wir unseren Kunden auch immer eine Ernährungsberatung an, die Ihnen zeigt wie Sie
Ihren Liebling optimal mit Nährstoffen und Vitaminen versorgen können ohne dass das Tier zu dick wird. Auch hier gilt: Ernährungsberatung kann
und sollte nicht in der Empfehlung bestehen, pauschal diese oder jene teure Futtersorte zu kaufen, sondern erfolgt durch eine tierärztliche
Fachberatung und Erklärung der Inhaltsstoffe bestimmter Futtersorten und wie diese einzelnen Bestandteile sich auf den einzelnen Hund oder die
Katze oder das Kleintier auswirken. Das Futtermittel ist als Gesundheitsfaktor nicht zu unterschätzen und kann gerade bei einem älteren Tier
über einen lebenswerten oder qualvollen Lebensabend und bei einem erkrankten Tier über eine rasche oder langsame Genesung mitentscheiden.
Sollten Sie Fragen zu unseren Vorsorgeprogrammen haben, wenden Sie sich gerne an uns, wir werden Sie eingehend beraten.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website unter Vorsorgeprogramme.
Wir wünschen Ihnen unberücksichtigt der heutigen Gewitterfronten einen guten Start in den Sommer!
Ihr Praxisteam
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