Newsletter Tierarztpraxis Kleen 20.05.2007

Liebe Tierfreunde,

heute möchten wir Ihnen Informationen zu folgenden Themen geben:

(1) Zecken und Mücken - gefährliche Krankheitsüberträger

(2) Ohrenreinigung bei Hund und Katze

(3) Chinaseuche (RHD) beim Kaninchen

Einige dieser Themen sind sehr umfangreich, daher werden wir hier nur kürzere Artikel darüber veröffentlichen. Wenn Sie mehr über ein spezielles Thema erfahren möchten, stehen wir Ihnen gerne mit vielen Informationen beratend zur Seite - sprechen Sie uns bitte darauf an.
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(1) ZECKEN UND MÜCKEN - GEFÄHRLICHE KRANKHEITSÜBERTRÄGER

Aufgrund der häufigen Nachfrage zu diesem Thema möchten wir Ihnen den Infotext des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte hier im Newsletter zur Verfügung stellen:

Beim Hund können die durch Zecken übertragenen Erreger genauso schwere Krankheiten auslösen wie beim Menschen. Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) und die Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin (Fachgruppe der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft) haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, Hundehalter intensiver als bisher über die Gefahren der durch Blut saugende Parasiten übertragenen Krankheiten zu informieren: Unbehandelt können beim Hund die durch Zecken übertragenen Krankheiten, wie Borreliose, Anaplasmose, Ehrlichiose und Babesiose, zum Teil chronisch bis tödlich verlaufen. Immer mehr Hundehalter schützen deshalb ihren Hund präventiv gegen Zecken. Aber auch andere Blut saugende Parasiten, wie Mücken, können den Hund ebenfalls mit extrem gefährlichen Krankheitserregern infizieren. Das gilt insbesondere in wärmeren Ländern, z.B. rund um das Mittelmeer.

Die Durchseuchung der Zecken und Mücken mit gefährlichen Erregern ist dort viel stärker als bei uns in Deutschland. Deswegen besteht in den südlichen Ländern auch für den "Urlaubshund" ein erhöhtes Infektionsrisiko. Viele Hunde leiden dort an der gefährlichen Babesiose, Leishmaniose, Ehrlichiose oder der Herzwurmkrankheit. Die Importhunde aus diesen Ländern stellen eine gewisse Gefahr dar. Vor ihrer Ankunft in Deutschland sollten sie unbedingt auf mögliche Erreger und Krankheiten untersucht werden. Unbehandelt können kranke Hunde ihre gefährlichen Erreger nach Deutschland einschleppen und diese mittels Parasiten, z.B. Zecken, auf hier lebende Hunde übertragen.

DER HOLZBOCK - UNSERE HEIMISCHE ZECKE (IXODES RICINUS)
Ist der Holzbock mit gefährlichen Erregern infiziert, wie Borrelien, Anaplasmen und FSME-Viren, kann er diese während seiner Blutmahlzeit auf den Hund übertragen.

  • Borrelien können beim Hund Gelenkentzündungen verursachen, die ein wechselseitiges Hinken sowie Fieber bewirken.

  • Anaplasmen befallen Blutzellen und bewirken eine Erkrankung, die als Anaplasmose bezeichnet wird. Ihre Symptome sind unter anderem Fieber, Gewichtsverlust, Schlappheit, Schwellungen an den Gliedmaßen, Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems sowie Gelenkentzündungen.

  • FSME-Viren verursachen – anders als beim Menschen - beim Hund nur ganz selten, wenn dann aber schwere neurologische Symptome.

    DIE AUWALDZECKE (DERMACENTOR RETICULATUS)
    Die Auwaldzecke hat sich in vielen Gegenden Deutschlands stark ausgebreitet. In den Isarauen bei München, in der Regensburger Gegend, im Oberrheingebiet und Saarland sind diese Zecken mit Babesien infiziert. Sie sind die Erreger der gefährlichen bis tödlich verlaufenden Babesiose. Ähnlich wie bei der Malaria beim Menschen werden durch die Babesien die roten Blutkörperchen beim Hund zerstört.

    DIE BRAUNE HUNDEZECKE (RHIPICEPHALUS SANGUINEUS)
    Die braune Hundezecke kommt vorwiegend in südlichen Ländern vor, ist aber in beheizten Räumen/Zwingern mancherorts auch nördlich der Alpen heimisch geworden. Sie überträgt Babesien sowie gefährliche Ehrlichien.

    STECHMÜCKEN
    Sand- oder Schmetterlingsmücken (Phlebotomen) übertragen die gefährliche Leishmaniose. Sie schädigt beim Hund verschiedene Organe (Knochenmark, Milz, Leber, Niere), gilt derzeit als nicht heilbar und verläuft oft chronisch bis tödlich.

    Bestimmte Arten von Stechmücken (Culiziden) übertragen die gefährliche Herzwurmkrankheit. Die Würmer werden bis zu 20 cm lang, sitzen im rechten Teil des Herzens, behindern den Blutfluss zur Lunge und schränken die Leistungsfähigkeit ein. Vorsorge verhindert Krankheiten.

    Zum Schutz vor Blut saugenden Parasiten wird in erster Linie empfohlen, den Hund nicht in Zeckengebieten frei laufen zu lassen, ihn nicht auf Reisen in gefährdete Regionen (z.B. Mittelmeer) mitzunehmen und ihn regelmäßig auf Zeckenbefall abzusuchen. Diese Maßnahmen sind aber in der Regel nicht ausreichend. Es empfehlen sich für eine weitere Vorsorge alle Wirkstoffe mit einer starken abschreckenden (repellenten) und abtötenden (insektiziden/akariziden) Wirkung auf die Parasiten. Der Kontakt mit repellenten Stoffen hält Blut saugende Parasiten vom Hund fern, meist bis zu vier Wochen. Zecken, die sich bereits im Fell aufhalten, stechen nicht, sondern werden zur sofortigen Flucht veranlasst. Stoffe, die nur über eine abtötende Wirkung verfügen, verhindern nicht immer die Infektion dieser gefährlichen Krankheiten. Gegen Sand- und Stechmücken sind Mittel ohne starke abschreckende Wirkung nicht geeignet, da die Mücken sofort beim Stich die Krankheitserreger auf den Hund übertragen.

    Gegen Herzwurmkrankheit kann der Hund zusätzlich durch Medikamente geschützt werden. Mittel, z.B. ätherische Öle mit Lorbeer, Lavendel und Rosmarin sowie Knoblauchpulver, sind für eine Prophylaxe nicht geprüft und müssen nach gegenwärtigem Kenntnisstand als unwirksam gelten.

    SICHERHEIT
    Die zugelassenen Repellentien und Insektizide, die meist als Spot on-Produkte und Halsbänder angeboten werden, sind in der Regel nicht wasser-, sondern fettlöslich. Sie verteilen sich gleichmäßig über den Hund und bilden nach kurzer Zeit einen Schutzfilm an den Haaren und der oberen Hautschicht. Nach mehreren Wochen verlieren die Produkte ihre Wirkung und müssen erneut aufgetragen werden. Da diese Stoffe fettlöslich sind, werden sie nicht vom Wasser aus der Haut des Hundes ausgewaschen. Gelegentliches Schwimmen, Baden oder Regen vermindern ihre Wirkung nicht. Umweltbelastungen für Luft und Wasser sind nicht bekannt. Hin und wieder kann es an den Auftragungspunkten zu leichten Hautverfärbungen kommen, die aber für die Gesundheit des Hundes ohne Bedeutung sind. Gefahren für den Hundehalter sind bei den Spot on-Produkten nicht bekannt. Der Tierarzt berät den Hundehalter gerne, wie er sein Tier am wirkungsvollsten vor diesen gefährlichen Parasiten schützen kann.

    QUELLE DES TEXTES: Bund praktizierender Tierärzte (Bpt)

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  • (2) OHRENREINIGUNG BEI HUND UND KATZE

    Viele Hunde und einige Katzen entwickeln zu viel Ohrenschmalz (Cerumen), dieses kann zu Entzündungen führen und wird oft auch so nicht vom Tier toleriert und es reagiert beispielsweise mit Kopfschütteln und anderen Abwehrreaktionen.

    Wenn in solchen Fällen nicht rechtzeitig der Ohrenschmalz (Cerumen) entfernt wird, hat dies einen Befall mit Bakterien und Pilzen zur Folge und es kann zu einer schmerzhaften eitrigen Ohrentzündung führen. Wird diese Gehörgangsentzündung ignoriert, entwickelt sich nicht selten eine Mittelohrentzündung und im weiteren Verlauf eine Innenohrentzündung, die zu Gleichgewichtsstörungen und letztendlich zum Hörverlust führen kann. WIESO HAT MEIN TIER ZU VIEL CERUMEN UND WAS KANN ICH DAGEGEN TUN?

  • zu viele Haare im Gehörgang blockieren das Abfließen des Cerumens. Dieses ist oft eine erbliche Problematik: z.B. beim Pudel und anderen vielen kleinen Hunderassen.

    THERAPIE: Bei einem Überschuss an Ohrhaaren ist ein öfteres Zupfen dieser Haare erforderlich. Dieses Zupfen kann durch den Hundefrisör, aber auch durch den Tierarzt erfolgen. Dieses Zupfen kann auch selbst erlernt werden und Sie können bei Bedarf Ihrem Liebling selbst helfen.

  • Krankhaft erhöhte Produktion des Cerumens durch Milbeninfektion. (Besonders bei Katzen)

    THERAPIE: Bei einem Milbenbefall müssen die Milben abgetötet und entfernt werden. Dieses erfolgt meistens erfolgreich mit einem Spot-On (Auftropfen eines speziellen Medikamentes auf die Nackenhaut). Es wird vom Körper aufgenommen und vergiftet die Milbe beim Blutsaugen. Außerdem sollten die Ohren regelmäßig gereinigt werden. Spezielle Ohrensalben verstopfen die Atemgänge der Milben und können unterstützend zum Spot-On wirken. In sehr resistenten Fällen kann man auch in das Ohr eine spezielle Ohrensalbe auf Lindanbasis (Insektizid) eingeben, allerdings ist das Medikament giftig und man sollte es nicht als Mittel der Wahl ansehen.

  • Zu starke Schmalzproduktion, häufig bei Allergikern

    THERAPIE: Der Gehörgang von Hund und Katze ist im Aufbau nicht geradlinig wie beim Menschen, sondern abgewinkelt. Die Verwendung von Ohrstäbchen durch Laien ist deshalb ein Kunstfehler, mit dem man den Schmutz nur noch tiefer in das Ohr stopft.

    In vielen Fällen sinnvoll ist hingegen das Säubern mit Hilfe von flüssigem Ohrreiniger. Normale Ohrreiniger enthalten zumm einen keinerlei Medikamente, sondern lösende Substanzen damit der Ohrenschmalz sich besser löst sowie zum zweiten eine pflegende Komponente um die gereizte Gehörgangshaut zu beruhigen. Resistenzbildung von vorhandenen Bakterien oder Organschädlichkeit sind somit ausgeschlossen.

    Auch zur Reinigung des äußeren Ohres ist unser Ohrreiniger bestens geeignet. Dazu befeuchten Sie ein Taschentuch mit dem Ohrrreiniger und reinigen dann per Hand mit dem Zeigefinger den äußeren Gehörgang. Sie werden normalerweise nie damit so tief kommen, dass Sie das Trommelfell schädigen könnten.

  • Gehörgang ist zu eng, dadurch kann das Cerumen nicht abfließen. Häufig bei Allergikern.

    THERAPIE: Auch hier hilft gut der Ohrenreiniger. Allerdings sollte bei einer allergischen Ursache diese Allergie auf jeden Fall mit behandelt werden, da sonst bei längerer Problematik der Gehörgang völlig zuwächst.

    WIE WIRD OHRREINIGER AM OHR ANGEWANDT?

  • Vorbereitungen: Evtl. brauchen Sie je nach Temperament des Hundes einen Helfer, außerdem bei empfindlichen Augen eine Brille/Sonnenbrille (wenn der Hund sich schüttelt könnten die Reinigertropfen in die Augen gelangen), Küchenrolle, angewärmter Ohrreiniger (unsere Empfehlung: in der Jackentasche beim Spaziergang mitnehmen)

  • Der Helfer hält den Patienten fest und dreht vorsichtig den Kopf bis die Ohröffnung nach oben zeigt.

  • Die Ohrmuschel fest halten. Möglichst nicht loslassen bis Sie den Ohrreiniger in das Ohr gefüllt haben.

  • Den Gehörgang einige Zeit massieren.

  • Ohr und Kopf loslassen. Der Hund wird sich dann intensiv schütteln.

  • Daher unser Tipp: führen Sie die Ohrenreinigung draußen durch, dann haben Sie nachher keine verschmutzten Polster und Möbel.

  • Danach mit einem Küchentuch oder Taschentuch das/die behandelten Ohr(en) auswischen.

  • Evtl. ein vom Tierarzt verschriebenes Medikament in die Ohren eingeben. Tipp: Medikament erst zuhause eingeben, dann ist in der Zwischenzeit der Gehörgang getrocknet.

    WIE OFT SOLLTEN DIE OHREN GEREINIGT WERDEN?

    Im akuten Fall sollte man täglich die Ohren reinigen. Als Vorbeugung sollte man die Behandlung 1x wöchentlich durchführen. Als erste Maßnahme bei Fremdkörpern im Ohr kann man auch versuchen das Ohr zu spülen, allerdings sollte dabei niemals das Ohr massiert werden, da man durch die Massagebewegung den Fremdkörper näher ans Trommelfell bringt und dieses perforiert werden könnte.

    Sollte Ihr Tier eine eitrige Ohrenentzündung (stinkend, schmerzhaft, gelber Ausfluss) oder eine Mittelohrentzündung (Kopfschiefhaltung) haben, dann sollte das Tier dringend in der Sprechstunde vorgestellt werden.

    Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben oder möchten Sie sich die Reinigung bei uns einmal zeigen lassen, stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

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  • (3) CHINASEUCHE (RHD) BEIM KANINCHEN

    Die Chinaseuche oder Rabbit Hemorrhagic Disease (RHD) ist eine lebensbedrohliche Infektionserkrankung der Kaninchen und Hasen. Sie wurde 1984 zum ersten Mal in China beobachtet, daher ergibt sich der deutsche Name. Sie breitete sich sehr schnell aus und erste Fälle wurden 1988 in Deutschland festgestellt, mittlerweile ist die Krankheit weltweit verbreitet.

    Die RHD wird durch ein Calicivirus mit besonderer Widerstandkraft hervorgerufen. Sogar bei Kühlschranktemperaturen bleibt es ein ¾ Jahr infektionsfähig.

    Die Ansteckung erfolgt direkt von Tier zu Tier oder indirekt über den Tierbesitzer, Futter, Wasser, Einstreu, Käfig und Käfiginhalt, Insekten (Fliegen, Mücken) Parasiten, Wildkaninchen oder Wildvögel sowie Einstreu.
    Andere Nager (z.B. Meerschweine, Mäuse und Hamster) sowie Menschen, Katzen und andere Haustiere sind nicht gefährdet. Das Virus ist so infektiös, dass nur 100 Viren (sogar als solche Virenansammlung nicht im normalen Mikroskop erkennbar) zum Tod der Kaninchen führen können. Symptomatik und Prognose hängen von der jeweiligen Virulenz des Virusstammes ab. Jungkaninchen unter 4-10 Wochen erkranken meist überhaupt nicht, können aber die Infektion als Überträger weitergeben.

    Bei älteren Kaninchen gibt es verschiedene Verlaufsformen, die in vielen Fällen tödlich enden.

    PERAKTUE FORM: Die Kaninchen liegen eines Morgens einfach tot im Käfig ohne irgendwelche äußerlichen Krankheitszeichen.

    AKUTE FORM: Die meisten Kaninchen durchlaufen eine ein- bis zweitägige Phase mit hohem Fieber, Appetitlosigkeit, Apathie, Krämpfe, Atemnot, Blaufärbung der Schleimhäute, Blut aus den Körperöffnungen und oft noch Schreien kurz vor dem Tod. Ein deutlicher Hinweis auf RHD ist die verkrampfte Stellung des toten Tieres mit in den Nacken gebogenem Kopf sowie einem blutig-schaumigem Nasenausfluss.

    PERSISTIERENDE FORM: Hier kann es nach der Infektion 2 Wochen bis zum Auftreten von Symptomen dauern. Bei dieser Form sehen wir meist nur 3-4-tägige Fressunlust, Fieber und allgemeine Schwäche. Die meisten überleben und werden oft zu Dauerausscheidern, dass heißt sie übertragen über lange Zeit das RHD-Virus auf andere Kaninchen.
    Nur weniger als 20 % aller Kaninchen überleben mit der persistierenden Form diese Krankheit, über 80 % aller Kaninchen sterben an RHD.

    Eine Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen. Aufgrund der schlechten Prognose sowie der Gefahr eines Dauerausscheiders wird meistens die sofortige Euthanasie empfohlen, um ein weiteres Leiden zu verhindern.

    Zur Vorbeugung ist in jedem Fall die Impfung anzuraten. Die Erstimpfung der Jungtiere kann schon mit 6 Wochen erfolgen. Diese wird nach 4 Wochen 1x geboostert, danach erfolgt die Impfung 1x jährlich. Die RHD-Impfung kann unproblematisch mit den anderen Kaninchen-Impfungen gegen Myxomatose und Kaninchenschnupfen (Pasteurellose) kombiniert werden.

    Sollten Sie Fragen zu dieser oder anderen Kaninchenerkrankungen haben oder sind sich über den Impfstatus Ihres Kaninchens nicht sicher, beraten wir Sie gerne.

    Wir wünschen Ihnen einen weiterhin sonnigen Frühling.

    Ihr Praxisteam
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