Newsletter Tierarztpraxis Kleen 15.07.2006

Liebe Tierfreunde,

heute möchten wir Ihnen Informationen zu folgenden sommerlichen Themen geben:

(1) Katzenseuche – gefährliche Seuche in Rüsselsheim

(2) Impfungen – Wie sinnvoll sind sie?

(3) Sommerzeit – Zeit des Madenbefalls von Kaninchen und Meerschweinchen

(4) Aus aktuellem Anlass: Zum Aussetzen von Haustieren

Diese Themen sind alle sehr umfangreich, daher werden wir hier nur kürzere Artikel darüber veröffentlichen. Wenn Sie mehr über ein spezielles Thema erfahren möchten, stehen wir Ihnen gerne mit vielen Informationen beratend zur Seite.

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(1) KATZENSEUCHE – GEFÄHRLICHE SEUCHE IN RÜSSELSHEIM

Durch das warme Wetter wie auch durch die Impfmüdigkeit der Katzenbesitzer ist leider in Rüsselsheim die gefährliche KATZENSEUCHE (die sog. Panleukopenie) ausgebrochen.

Sollte Ihre Katze ungeimpft sein oder die letzte Impfung schon mehr als 2 Jahre zurückliegen, dann ist Ihr Tier empfänglich für diese Seuche und könnte innerhalb von 24 Stunden daran sterben.

Die als Katzenseuche bekannte Panleukopenie/Parvovirose wird durch Infektion mit dem Parvovirus ausgelöst. Erste Symptome sind Erbrechen, andauerndes Speicheln, Durchfall, Austrocknung, ein Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie), hohes Fieber und Appetitlosigkeit. Sollte keine sofortige Behandlung vorgenommen werden, so kann der Tod der Katze innerhalb weniger Stunden oder bestenfalls Tage eintreten.

Die ÜBERTRAGUNG UND ANSTECKUNG mit dem felinen Parvovirus geschieht sowohl durch den direkten körperlichen Kontakt mit anderen infizierten Katzen (und anderen Tieren) als auch durch infizierten Staub und in Form einer Tröpfcheninfektion durch Husten und Niesen sowie durch infizierte Gegenstände. Letzteres bedeute, dass der Besitzer selbst durch Strassenkleidung Überträger für seine ungeimpfte Wohnungskatze sein kann.

Eine erfolgreiche VORBEUGUNG ist die Impfung gegen Katzenseuche, die in der Regel zu den Standardimpfungen von jungen Katzen gehört. Ab der 8./9. Lebenswoche kann ein Babykätzchen gegen Katzenseuche geimpft werden. Wichtig ist die Nachimpfung 3-4 Wochen später, damit der Impfschutz auch zur vollen Wirksamkeit kommt.
Eine Behandlung der Katzenseuche bei bereits bestehender Erkrankung hat nur dann Chancen auf Heilung der Katze, wenn sie rechtzeitig und in einem frühen Stadium der Infektion durchgeführt wird. Die Behandlung erfolgt durch Injektionen mit Katzenseucheheilserum, Interferon (Antivirales Medikament), Antibiotika (gegen bakterielle Sekundärinfektionen) sowie Infusionen. Wenn die Katze durch das Virus schon zu sehr geschwächt ist und eine Heilung absolut ausgeschlossen ist, bleibt oft nur die Euthanasie (Einschläferung) übrig, um dem Tier die letzten qualvollen Stunden zu ersparen.

Schützen Sie Ihre Katze durch regelmäßige Impfungen. Die Impfung kostet nur einen Bruchteil einer Katzenseucheninfektionsbehandlung und gehört zur Verantwortung, die der Mensch gegenüber dem ihm anvertrauten Tier innehat.

Seit Jahren waren ungeimpfte Katzen durch eine „Herdenimmunität“ durch andere geimpfte Katzen relativ sicher. Da jedoch durch vielfältige Impfdiskussionen eine Impfmüdigkeit eingetreten ist, ist dieser Schutz nicht mehr gewährleistet. Gleiches beobachten Kinderärzte mit Sorge bei der Masernimpfung. Wie viele von Ihnen sicher in der Zeitung lesen konnten, wurde vor der WM für ausländische Besucher der WM Reisewarnungen für NRW ausgegeben wegen der bestehenden Masernepidemie.

UNSER TIPP: Impfen Sie Ihre Katze nicht nur gegen die Katzenseuche, sondern auch gegen Katzenschnupfen und Leukose sowie FIP, denn insbesondere Freigänger sind sehr gefährdet. Aber auch Wohnungskatzen werden immer häufiger durch die Straßenkleidung ihrer Besitzer infiziert.

Ein aktuelles Beispiel zeigt übrigens die Auswirkungen einer massenhaften FIP-Ansteckung:
Vor kurzer Zeit erreichte uns ein Hilferuf über eine Dame von der WHO (World Health Organisation), die sich auch im Tierschutz engagiert, aus Kairo. Im Tierheim (http://www.animalhaven-egypt.com) würden zur Zeit unzählige Tiere sterben und die hiesigen Tierärzte wären überfragt. Zum Glück konnte unsere Praxis mit der entscheidenden Diagnose helfen und wir versorgten die Tierärzte dort mit entsprechendem Infomaterial sowie adäquaten Behandlungsvorschlägen. Die Katzen aus Kairo waren Opfer der tückischen FIP geworden (Feline infektiöse Peritonitis), die im Gegensatz zu Europa in Ägypten bisher so gut wie kaum auftrat (und daher auch eine Impfung nicht vorgenommen wurde), und verstarben dort an der Bauchwassersucht und/oder der „trockenen“ Form der FIP, an Organschäden sowie Gelbsucht. FIP ist im Anfangsstadium heilbar und außerdem kann man gegen FIP impfen.

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(2) IMPFUNGEN – WIE SINNVOLL SIND SIE?

Impfungen sind immer wieder ein heißdiskutiertes Thema: Wie sinnvoll sind Impfungen?

Unterscheiden sollte man zunächst die Tier hinsichtlich der Gefährdungswahrscheinlichkeit. Bei Katzen sind verständlicherweise die Freigänger sehr gefährdet. So empfehlen wir aufgrund der vielen tragischen Geschichten, die wir immer wieder zur Behandlung bekommen, auf jeden Fall die Impfung gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche, Leukose und Tollwut. Die FIP-Impfung (Feline Bauchwassersucht der Katze) sollte auch nicht vergessen werden, vor allem wenn das Revier der Katze von vielen anderen Katzen durchkreuzt wird.

Hunde sind allgemein gefährdet, da sie draußen alles erschnüffeln und so eine Vielzahl von Viren und Bakterien aufnehmen. Kaninchen sind auch potentiell gefährdet, da Myxomatose und RHD über Fliegen und auch Futter übertragen werden kann.

Immer wieder wird bei Katzen die Gefahr des FIBROSARKOMs angesprochen. Dieser von Impfgegnern sogenannte Impftumor ist durch Veränderung der Impflösung wesentlich seltener als propagiert. Zudem ist nachgewiesen, dass jede Art von Verletzung, also auch Kratzer, Bisse, Blutergüsse aber auch andere Injektionen beim Tierarzt zu einem Fibrosarkom führen könnten.

Allein der gesunde Menschenverstand gebietet hier die Abwägung zwischen dem Gesundheitsschild durch Impfungen einerseits und der minimalen Gefahr eines zudem nicht lebensbedrohenden Impftumors andererseits und die Entscheidung für die lebensschützende Impfung. Oder würden Sie Ihr Kind vergleichsweise nicht gegen Masern, Scharlach, Mumps etc. impfen, nur weil die „Gefahr“ einer Hautschwellung bestünde?

Auch bei Hunden wird die jährliche Impfung immer wieder diskutiert. Bei der TOLLWUTIMPFUNG wird nun ein größeres Intervall möglich sein, wenn das Gebiet, in dem das geimpfte Tier sich aufhält, KEIN Tollwutgebiet ist. Diese Verlängerung des Tollwutimpfintervalls ist sehr erfreulich, da die Tollwutimpfung im Allgemeinen die am schlechtesten verträgliche Impfung ist. Die anderen Impfungen verträgt der Hund meistens unproblematisch. Deswegen sollten Sie auch mit diesen Impfungen TROTZ der Verlängerung des Tollwutintervalls nicht nachlässig werden, denn die anderen Impfungen halten nach Forschungsergebnissen weiterhin nur 1 Jahr, die Impfung gegen die Leptospiroseerkrankung sogar nur ca. ½ Jahr!

Dort kommt auch wieder die oben bereits erwähnte erwähnte Herdenimmunität zum Greifen. Nur wenn über 90% der Tiere regelmäßig geimpft sind, sind ungeimpfte quasi mitgeschützt. Wird die Menge an geimpften Tieren innerhalb der Gruppe geringer, fällt dieser Schutzschild völlig in sich zusammen und wir können Seuchenzüge erwarten.

Impfungen schützen uns und unsere Tiere vor Krankheiten, die zum Tode führen könnten und verhindern langwierige lebensgefährliche Krankheiten. Sie sind nicht dazu da, damit der Tierarzt sein tägliches Einkommen hat. Denn: die Behandlung bei einem erkrankten, ungeimpften Tier kostet schätzungsweise mehr als 10x soviel wie eine Impfung. Somit hätten Sie schon min. 10 Jahre Impfkosten in einer aufgrund Nichtimpfung entstandenen Therapie enthalten. Sie investieren mit der Impfung folglich quasi in eine Gesundheitsgarantie, die Sie jährlich in Raten zahlen. Dies mag doch sinnvoller zu sein, als zu hoffen „es werde schon gut gehen“ und dann im zwangsläufig einsetzenden Katastrophenfall auf den nächsten Urlaub verzichten zu müssen…

Der oft vergessene Vorteil einer Impfung ist auch immer, dass Ihr Tier bei der Impfung 1x im Jahr von Ihrem Tierarzt KOMPLETT UNTERSUCHT wird und Sie dadurch eine Sicherheit haben, dass Krankheiten und besonders Organkrankheiten früher erkannt werden.

In unserer Praxis erhalten Sie automatisch immer eine ausgefüllte Checkliste der Impfuntersuchung, anhand derer Sie den Gesundheitsstand Ihres Tieres übersichtlich vor Augen haben.
Außerdem bieten wir in Fortführung dieser Untersuchungen bei älteren Tieren zusätzlich die JÄHRLICHE VORSORGEUNTERSUCHUNG DES BLUTES an, um Organkrankheiten sicher ausschließen zu können.

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(3) SOMMERZEIT – ZEIT DES MADENBEFALLS VON KANINCHEN UND MEERSCHWEINCHEN

Im Sommer häufen sich die Fälle, dass Meerschweinchen oder besonders Kaninchen von Fliegenmaden befallen werden. Dieses ist nicht nur eine äußerst eklige Angelegenheit für den Besitzer, sondern kann für das Tier auch tödlich enden.

Die Maden fressen sich innerhalb kürzester Zeit teilweise durch bestehende Wunden und Ekzeme, die durch Kot und Urin entstanden sind, sowie durch die Geschlechtsorgane und den Anus, wie auch den Duftdrüsen, die an der Unterseite der Geschlechtsorgane liegen in die Körperhöhlen des Tieres und führen dann zum Tode.
Deswegen sollten Sie mit einem Kleintier, dass von Maden befallen ist, immer zum Tierarzt gehen und die Körperöffnungen kontrollieren sowie vorhandene Maden entfernen lassen.

Allerdings ist die beste Therapie die VORSORGE! Bitte kontrollieren Sie während der Sommermonate jeden Tag Ihre Kleintiere. Nehmen Sie sie auf den Arm und schauen Sie, ob Ihr Liebling irgendwo wund ist. Diese Stellen müssen gesäubert und desinfiziert werden, sowie mit einer heilenden Salbe abgedeckt werden. Bevor nämlich Maden Ihr Tier anknabbern entwickeln sie sich aus Fliegeneiern direkt am Tier und brauchen mehrere Tage um als Maden zu schlüpfen.

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(4) AUS AKTUELLEM ANLASS: ZUM AUSSETZEN VON HAUSTIEREN

Aus traurigem, aktuellem Anlass möchten wir bezüglich des Themas Aussetzen von Haustieren deutliche Worte finden, zumal Fälle dieser Art in der Sommer- und Urlaubszeit leider vermehrt auftreten.

Wir fanden gestern vor unserer privaten Haustür ein Körbchen mit 14 Mäusen, die von Unbekannten bei uns in der prallen Sonne ausgesetzt worden waren. Von den 14 Mäusen waren 10 bereits tot und 1 weiteres verstarb in der nächsten Stunde. Drei der Mäuse (Babies) konnten wir noch retten.

Vor dem Hintergrund dieser abscheulichen Tat möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir im Notfall (im vorliegenden Fall waren 4 der Mäuse schwanger) selbstverständlich Tiere aufnehmen – letztlich haben Sie es in jedem Fall besser als bei einem solchen Tierquäler, der mit Tieren wie mit Abfall umgeht.

Grundsätzlich gilt jedoch: wenn Ihnen Ihre Tiere aufgrund eigener Nachlässigkeit (Impfverweigerung, unterlassene Tierarztbesuche) „lästig“ werden oder Sie vor Problemen stehen, die Sie selbst nicht lösen können, so ist das Tierheim Rüsselsheim der richtige Ansprechpartner.

Wenn Sie Tiere also abgeben wollen, dann nehmen Sie Kontakt mit dem Tierheim auf und wenn Sie mit uns darüber sprechen wollen, klingeln Sie bei uns oder kommen Sie in die Sprechstunde – eine Lösung finden wir immer.

Tiere einfach auszusetzen, ist keine Lösung und verstößt gegen den Tierschutz und das Tierschutzgesetz und der Betreffende macht sich damit zudem strafbar.
Wir betrachten ein solches Verhalten als Feigheit und reagieren darauf wie im vorliegenden Fall: wir haben den Vorfall stante pede zur Anzeige bei der Polizei Rüsselsheim gebracht – der abgegebene Transportkorb wird nun nach Fingerspuren abgesucht und der Tierquäler hoffentlich gefunden!

Eine schöne Urlaubszeit mit Ihren Haustieren wünscht Ihnen
Ihre Tierarztpraxis Kleen
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